Seelenpartner sind die klarsten Spiegel, die Du kriegen kannst: streifenfrei, undankbar, schonungslos.
Ich will präzise sein: Das Wort Seelenpartner ist zusammengesetzt. Aus SEELE und PARTNER.
Da haben wir den Salat. Die Seele ist bis anhin nicht zu beweisen. Sie ist ein Konzept.
Seele? Partner?
Der Arzt Duncan McDougall versuchte vor ungefähr 100 Jahren die Seele zu wiegen. In seinen Experimenten gelangte er zu der Annahme, die Seele wiege etwa 21 Gramm. Seine kühne Theorie wurde bislang nicht anerkannt.
Wenn Du also an Seelenpartner glaubst, dann glaubst Du an ein Konzept. Du glaubst erstens, dass es eine Seele gibt. Und zweitens, dass die Seele ein paar Partner hat. Partner, die Du im Laufe deines Lebens triffst. Partner, die Dir dieses Leben meist erschweren. Bis Du begreifst, welches Geschenk sie in ihren Händen halten.
Ich glaube an die Seele. Ich glaube an Seelenpartner. Ich glaube daran, daß es mir nach meinem Glauben auch geschieht. Zwischendurch bin ich gerne kritisch. Denn so, wie es echte Seelenpartner gibt, erscheinen sie Dir auch als Fake. Also aufgepasst.
Du kannst nicht MIT, Du willst nicht ohne...
Woran erkennst Du (D)einen Seelenpartner
Das romantische Gesäusel spare ich mir. Darüber wurde genug geschrieben. Auch von mir.
Seelenpartner drücken Deine Knöpfe am virtuosesten.
Wie Kinder es auf einem kunterbunten Spielzeug mit vielen grellen Tasten – die frech blinken – eben tun. Sie lieben es, wenn es piepst, singt und schreit. Besonders, wenn es schreit. Kriegen nicht genug. Drücken immer schneller, haben jede Menge Spaß. Sie geben einfach keine Ruhe. Sie nerven Dich. Immer und immer wieder.
Sie tun das Gegenteil von dem, was Du erwartest. Sie ent-TÄUSCHEN Dich.
Sie tun Dir scheinbar weh. Doch das tun sie nicht. Sie zeigen mit dem Finger ihrer Seele auf deine verschütteten, alten Wunden. Sie reißen auf. Holen alten Eiter hoch. Sie loben nicht. Sie kritisieren. Sie sind nicht zuverlässig, sondern unberechenbar. Sie holen Dich nicht aus der Scheiße raus. Sie treten Dich noch tiefer rein.
Bis Du in den Fäkalien alter Muster fast erstickst. Bis es Dir stinkt. Bis Du ihn umlegst: Deinen Schalter. Bis Du vom Opfer endlich zum Schöpfer avancierst. Du hast die Wahl: im Dreck ersticken oder Dich nagelneu gebären.
Welches Geschenk hält Dein Seelenpartner für Dich bereit?
Bedingungslose Liebe. Das ist sein/ihr Geschenk.
Bedingungslose Liebe ist die Liebe zu Dir selbst.
Die Liebe, die in Dir träumt und schläft. Seit tausenden von Jahren.
Die Liebe die darauf wartet, durch Deinen Kuss geweckt zu werden.
Jene Liebe, die Du mit einer hohen Dornenhecke hütest.
Es ist die radikalste, freieste, unspektakulärste Form der Liebe.
Sie ist vielleicht nicht das, wonach Du suchst. Sie ist nicht das, was Du erhoffst, vom anderen Teil Deiner Seele zu erhalten. Dein Seelenpartner ist Ritter oder Ritterin, jedoch kein Retter. Retten musst Du Dich schon selbst.
Er wirft "nur" das Geschenk über Deine Dornenhecke, mit Schleifenbändern aus ihren dicken, spitzen Dornen.
- Du wirst Dich aufreißen daran.
- Du wirst bluten.
- Du wirst Dir selber weh tun. Immer und immer wieder.
- Du wirst die Schuld auf einen Deiner Seelenpartner schieben. Oder auf alle Deine Seelenpartner.
Doch solange Du das tust, bleibt das Geschenk im Inneren der Schachtel unberührt.
Du verfluchst die Schleifenbänder.
Du verfluchst den Schenkenden.
Du verfluchst Deine eigenen, klaffenden Wunden.
Und vielleicht verfluchst Du auch das Leben.
Du hast die Wahl:
Pfefferst Du das Geschenk in die Ecke?
Öffnest Du es, mit der Gewissheit Dich zu verletzen?
Wenn Du es nicht öffnest, erscheint ein neuer Seelenpartner.
Mit einem anderen Paket, anderem Geschenkpapier, dem gleichen Schleifenband.
Anstatt von Dornen hat es vielleicht Stacheldraht. Oder eine Starkstromleitung.
Sein Inhalt ist der gleiche: bedingungslose Liebe für Dich selbst.
Stapelst Du die Geschenke Deiner Seelenpartner in einer düsteren Kammer?
Wartest Du lieber darauf, dass er Dich ehren, lieben, loben wird, bis dass der Tod Euch scheidet?
Bullshit. Das wird nicht passieren.
Niemals. Bis Du den Schmerz umarmst.
Bis Du DEINE Wunden akzeptierst.
Bis Du Dich heilst, weil Du anstelle eines Spiegels Dein Inneres betrachtest.
Nur hier im Inneren wirst Du fündig.
Im Bergmassiv der alten, stummen Wunden.
Dort, wo nichts Deinen Blick auf etwas Nebensächliches lenkt.
Hier kannst Du tauen, heilen, wachsen.
Hier entdeckst Du Deine Quelle, die Dich spüren lässt, dass Du vollkommen bist.
Triff Deine Wahl:
Entweder Du bist ein Aufreißer: reißt Geschenk und alte Wunden auf. Oder Du bleibst Projektor: projizierst und kompensierst munter weiter. Im Außen gibt es nichts zu suchen, was Du im Innern nicht gefunden hast.
Kein Mensch wird Dich lieben, wenn Du es selbst nicht fertig bringst.
Nicht heute. Nicht morgen. Auch übermorgen nicht.
Dein Seelenpartner wird weiter munter Deine Knöpfe drücken und Dich zeitweise zur Verzweiflung bringen..
Oder er wird Leine ziehen. Ganz, wie es ihm beliebt.
Schönen Donnerstag,
Deine Margret
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