Königsdisziplin Distanz: Nur wer Dis-Tanz beherrscht, kann wahre Nähe zulassen

Der Liebeskummer schlägt zu und zieht die LKO`s (LiebesKummerOpfer) in seine Falle. Manche leiden jahrein, jahraus. Ab und an ein neues Lebenszeichen vom geliebten Menschen auf der Flucht. Dann ist wieder Stille. Er ist abgetaucht, in einer fremden Galaxie.

Denjenigen, der abhaut, den nenne ich EIGELB. Denjenigen, der nicht vergessen kann, den nenne ich EIWEISS.

Wie bei einem locker-leckeren Kuchenteig müssen EIGELB und EIWEISS sich trennen, sich hingebungsvoll ihren eigenen Prozessen widmen, gerührt und geschlagen werden, um sich dann – eventuell – wieder in neuer Königlichkeit in der Schüssel der Liebe zu vereinen.

Die LKO`s (EIWEISSE) schielen gerne, was ihr EIGELB macht, ob es vorankommt, sich zu seiner vollen Kraft entwickelt, um bald bereit für ein Happy End zu sein.

Es ist verlockend, einen anderen zu bespitzeln, besonders dann, wenn du verrückt nach diesem Menschen bist. Und so wird ein EIWEISS oft zu Miss Marple.

Verinnerliche dein EIGELB. W E R D E zum EIGELB. Gehe nicht immer nur von dir selber aus. Verlasse deine eigene Rolle, werde zum neutralen Beobachter.

• Was könnten die Motivationen vom EIGELB sein?
• Warum verhält sich ein EIGELB wie ein EIGELB?
• Wie wurde es überhaupt zum EIGELB gemacht?

Beleuchte jedes Detail. Hier hat Miss Marple nun alle Hände voll zu tun. Denke darüber nach, wie das EIGELB erzogen wurde, wie es über Gefühle denkt und warum die Liebe für dein EIGELB wie ein großes Lagerfeuer ist. Es hat Angst, sich seinen goldenen Teint zu versengen.

Wenn es dir gelingt, tief in die Rolle vom EIGELB einzutauchen, erst dann, wenn du wirklich verstehst, erst dann ist deine Rolle echt. Und ab sofort wirst du dich in DISTANZ auf eine Art und Weise üben können, die sogar deinem EIGELB einen Schauer über den Rücken laufen lässt, so dass es Blasen schlägt.

Es kann wirklich einfach sein, durch den Prozess des Loslassens zu surfen. Was du an deinem Seelenpartner oder Lieblingsmenschen ablehnst, das trainiere. So verrückt es dir erscheinen mag: Hierin liegt die schnellste Lösung vom LKM (Liebeskummer-Modus) in den SM (Schöpfermodus) zu gelangen.

Du bist noch nicht glücklich? Irgendetwas scheint immer zu fehlen?

Nun gut: Übe dich ab sofort in den Verhaltensweisen, die ein anderer tut und die dich stören. Das mag sich verrückt anhören. Fakt ist, dabei wird eine Menge gebundener Energie frei.

Beispiel: Dein Partner oder Kollege kritisiert dich oft? OK. Werde für ein paar Minuten zu diesem Menschen. Stelle dich vor einen Spiegel und kritisiere dich für ein paar Minuten, so, als wärst du dein Partner oder Kollege.

Versuche wirklich, authentisch in diesem Rollenspiel zu sein. Hier passiert etwas:

• Dein Ego steigt sehr schnell aus diesem Rollenspiel aus. Es hat auf sowas nämlich keinen Bock. Es denkt sich, du bist ver-rückt. Genau, das bist du ab sofort. Du hast deinen Standpunkt ver-rückt. Egofreiheit ist von Vorteil.
• Du merkst, wie bekannt dir dieses Kritisieren doch vorkommt. Du kritisierst dich ja selbst noch oft genug. Wenn auch in Gedanken – du tust es immer wieder. Jetzt, da du es bewusst tust, machst du es dir auch bewusst. Was du selbst tust und bestens kennst, kann dich an einem anderen nicht mehr stören.
• Du trittst einen Schritt zurück. Du bist Beobachter in deinem Kinofilm. Du merkst täglich mehr, dass sich das Geschehen zwar extrem real anfühlt, dass es aber längst nicht real ist. Selbst Distanz ist nicht wirklich real, denn wir sind alle eins.

Zurück zum Bild mit dem Autofahren. Stell dir vor, dein EIGELB fährt vor dir her. Du verfolgst es und klebst ihm an seiner Stoßstange. Eine Karambolage ist hierbei vorprogrammiert. Wie weit wirst du fahren können, ohne einen größeren Schaden davonzutragen?

Wer keine Distanz halten kann, ist nicht zu wahrer Nähe fähig. Diese Nähe klebt.

Ich höre täglich von Beziehungen, die eher schlecht als recht funktionieren.

Der Grund ist hierbei oft: FEHLENDE DISTANZ.

Fehlende Distanz zur eigenen Realität.

Fehlende Distanz zum Partner.

Angenommen, du bist verliebt und wünschst dir nichts mehr als die volle Aufmerksamkeit deines Partners. Das ist ein frommer Wunsch.

Dein Partner kommt mit einem Drei-Tage-Regenwetter-Gesicht nach Hause.

Vielleicht fragst du ihn sofort:

• „Habe ich etwas falsch gemacht?“
• „Liebst du mich nicht mehr?“
• „Bin ich dir gleichgültig, dass du mir mit so einem Gesicht gegenübertrittst?“
• „Schatz, was ist los?“

Du gehst – wie so oft davon aus, wie du behandelt werden möchtest. Doch dein Partner ist ein Mann (wenn du als Mann meine Texte liest, dann ist dein Partner eventuell eine Frau;-) Er tickt anders, hat andere Bedürfnisse und macht die Dinge – im Falle eines Ärgernisses – erst mal mit sich alleine aus.

Wie wäre es, wenn du das nächste Mal einfach nur sagst: „Schön, dich zu sehen.“ Dabei stellst du ihm sein Lieblingsgetränk auf den Tisch. Und wenn du weißt, dass er, um sich zu entspannen, gerne Fußball oder Autorennen schaut, dann drücke ihm gleich noch die Fernbedienung in die Hand.

Er wird sich geliebt und verstanden fühlen.

Und du ziehst dich zurück und übst dich in Distanz.

Distanz ist die zwischenmenschliche Fähigkeit, auch im Falle eines Konfliktes, Streits oder Crashs erst einmal bei sich selbst bleiben zu können. Nichts muss sofort geschlichtet werden, Disharmonie kann locker ausgehalten werden.

Disharmonie ist natürlich und wichtig zugleich.

Das Leben strebt nach Gleichgewicht. Du rufst von allen Dingen stets das Gegenteil auf den Plan. Strebst du extrem nach Harmonie, dann rufst du Dissonanz und Chaos auf den Plan. 

Tiefe Nähe entsteht, wenn du dich fühlst, wenn du fest mit deinem Urgrund verwurzelt bist. Wie ein Baum, der starke, ewige Wurzeln hat. Dann hältst du emotionalen Gewittern stand, kannst einem anderen Trost und Heimat spenden.