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Sind wir alle eins Teil 2: Jackys Unfall

Seit einigen Wochen beschäftigt mich die Frage:

 

WENN WIR ALLE EINS SIND, WAS DANN?

 

  • Wie behandle ich meinen Nächsten?
  • Wie setze ich Grenzen,
  • wie bekomme ich MEIN Recht, wenn wir doch alle eins sind, wenn die Trennung eine grosse Illusion ist? 

Wenn ich mich mit einer Sache beschäftige, dann kreiere ich mir (oft unbewusst) gleich ein paar Aufgaben=Erfahrungsspielfelder dazu. Diese hier war schmerzvoll.

 

Meine Jacky (Parson-Russell) wurde von einem Hund angefallen

Ich weiß nicht, ob du einen Hund oder ein anderes Haustier hast und ob du mich verstehen oder mit mir fühlen kannst.

 

Jacky hat ein überaus friedliches, sanftes Wesen. Sie begleitet mich seit nun 10 Jahren auf den meisten meiner Wege.

Am Freitag wurde sie beim Joggen von einem Appenzeller-Collie-Mischling angegriffen und attackiert. Dabei brach ihr linker Vorderlauf an Elle und Speiche. Am Montag wird sie operiert und bekommt eine Metallplatte implantiert.

Jacky vor der Verletzung...
Jacky vor der Verletzung...

Als ich am Freitag, wie an fast jedem Morgen – am Rhein entlang joggte, trafen wir auf einen älteren Mann mit seinem Hund. Ich hatte die beiden schon ein paar Tage getroffen, ohne dass etwas passierte.

Diesmal schoß der Hund auf meine Jacky zu und warf sich auf sie drauf. Alles ging sehr schnell. Jacky schrie in hohen Tönen. Ununterbrochen.

Es war, als würde mir mein Herz zerreißen. Augenblicklich fing ich an zu weinen. Ich warf mich meinerseits auf den großen Hund um Jacky zu befreien. 

Sie schrie immer noch, dann rannte sie weg. Auf drei Beinen.

Nach vielleicht 30 Sekunden kam sie endlich auf mich zugelaufen. Sie zitterte am ganzen Körper.

 

Ich fühle mich hilflos und litt mit meiner Jacky.

Es tat mir weh, ich fühlte ihren Schmerz.

Trotz alledem war ich nicht wütend auf den Hund. Ich konnte keinen Groll gegen den Hundebesitzer fühlen. Ich fühlte Traurigkeit und Liebe. Ein Gefühl – schwer zu beschreiben.

Es war passiert. Ich nahm die Situation an, so wie es meine kleine Jacky tat. Tapfer, trotz Angst.

 

Dann trug ich Jacky wie ein Baby auf meinen Armen zurück zu meinem Auto. Etwa 3,5 Kilometer. 

Was in dieser halben Stunde passierte, vergesse ich nie. Jacky schaute mir ununterbrochen in die Augen, als würde sie dort Frieden finden. Sie wurde langsam ruhiger. Ich wurde ruhig.

Ich hatte nur einen Gedanken. Es ist gut, wie es gerade ist. Jackys Bein wird heilen. Sie ist in guten Händen und in meinem Herzen.

 

In der Klinik wurde Jacky geröntgt. Dort wurde ein komplizierter Spiralbruch festgestellt. Nun ist meine Jacky in der Klinik. Bis morgen, wenn ich sie nach der Operation hoffentlich abholen darf.

Hund und Hundebesitzer: wie geht es weiter?

In der Klinik wurde ich gefragt, ob ich Anzeige erstatten möchte. Gegen den Hundehalter.

Nein. Ich möchte keine Anzeige erstatten. Wenn wir alle eins sind, dann bedeutet das: ICH ZEIGE MICH SELBER AN. Oder: EINEN TEIL VON MIR.

 

Die Kosten für die Operation belaufen sich auf 2500 SFr. Wenn wir alle EINS sind, ist es dann wichtig, wer die Kosten übernimmt? Zahle nicht sowieso immer ich? Ob in Form von mir selbst? Ob in Form vom Hundehalter? Wenn wir alle eins sind, gebe ich von mir aus immer nur mir selbst. Ich nehme auch von mir selbst, wenn ich annehme.

 

Dieser Gedanke ist radikal und vor ein paar Jahren hätte ich diesen Gedanken nicht denken können. Jetzt hat er mich verändert und viele meiner Handlungen begründen sich auf diesen Gedanken. 

 

Aber wenn es wirklich stimmt, dass wir alle eins sind, mit wem würde ich dann in einem Streitfall wirklich streiten?

MIT MIR SELBST.

Ich kenne diesen Kampf und dieses Stress, der sich auf den ganzen Körper legt. Zu gut. Dieser Kampf mit mir selbst hat mich müde gemacht. Ich habe ihn etwa 46 Jahre lang gekämpft. Dann habe ich vor 5 Jahren angefangen, mein Leben zu entspannen. Ich habe angefangen, meine eigene Wahrheit zu leben.

ich mache immer noch viele Fehler. Gott sei Dank.

Und  – Ich probiere etwas anderes aus.

Frieden. Selbstverantwortung. Dankbarkeit.

 

Der Hundehalter meldete sich am Abend bei mir. Ich sagte ihm, dass ich keine Anzeige erstatten möchte. Er sagte mir, dass er die Kosten für die Operation übernehmen möchte.

 

Ich treffe mich mit ihm auf ein Gespräch und einen Spaziergang mit seinem Hund. Vielleicht am Rhein. 

Und in ein paar Wochen werde ich dort wieder mit meiner Jacky rennen. Wenn ihr Vorderlauf verheilt ist und wenn der Doktor grünes Licht gegeben hat.

 

Schönen Sonntag, 

 

Deine Margret

 

 


Video: Jackys Unfall – Sind wir alle eins?

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Kommentare: 4
  • #1

    Gabriela Etter (Sonntag, 11 August 2019 08:26)

    Liebe Margret,
    es hat mich sehr berührt,was euch widerfahren ist.Ich wünsche Jacky alles alles Liebe und eine schnelle Genesung.Alles wird wieder gut.
    Ich kann dir so nachempfinden.Die Schreie gehen einem durch Mark und Bein.
    Ich frage mich auch,warum so ein liebes Wesen wie Jacky grundlos angegriffen wird.
    Bitte halte uns auf dem laufenden�

  • #2

    Julia (Sonntag, 11 August 2019 09:18)

    Liebe Margret!
    Nur das Beste für die liebe und sanfte Jacky! Sie wird sicher bald auf dem Weg der Besserung sein - Terrier sind einfach die zähesten ���. Schicke später noch eine Sprachnachricht, aber hier schonmal vorab....alles Liebe! Julia und Baba �

  • #3

    Claudia (Sonntag, 11 August 2019 09:57)

    Gute Besserung für Jacky!
    Meine Jungs schnurren eine Extra-Runde für sie, das hilft bei der Knochenheilung.
    Ganz liebe Grüße und viele gute Gedanken, Claudia

  • #4

    Sylvia (Sonntag, 11 August 2019 14:07)

    Eine schnelle gute Besserung. Jacky hat sich die richtige Hunde-Mami ausgesucht.......