Die Maskerade kann beginnen. Menschen hüllen sich in gespenstige Kostüme, dekorieren ihre Gesichter mit schaurig-schillerndem Make-Up. Je grusliger, desto besser. Warum tun wir das? "Weil es Spaß macht!" – wirst du mir vielleicht entgegnen.
"Halloween ist täglich. Nicht nur am 31.10."
Margret Marincolo
Wir haben vergessen, wozu wir auf diese Welt gekommen sind. Wir sind tagtäglich kostümiert, geschminkt, maskiert. Wir spielen unsere Rollen auf der Lebensbühne eines anderen. Unser Ego ist die meiste Zeit der Chef. Wir sind nicht nur die Engel. Wir verkleiden uns als Bösewichte, Assholes und Intriganten, halten blutige Lektionen füreinander bereit. Wir drücken uns die Knöpfe, wir schenken einander gehörig ein und teilen aus. Nicht nur Lorbeeren und Kürbissuppe. Wir verabreichen uns Schläge, Stiche, bittere Pillen. Wir wühlen in den Katakomben und den Wunden eines anderen, wir brechen Herzen und fällen ultraschnell ein Urteil. Der andere ist stets der Bösewicht. Wir sind fein raus. Drehen uns rum und haben recht. Wir haben Durchblick, sind ja schon viel weiter. Der andere hinkt mit seiner Entwicklung hinterher.
Ist das wirklich so? Sind wir nicht alle Spieler in einem absolut perfekten Spiel? Sind wir nicht alle Engel, in einem schaurig-schönen Halloween-Kostüm? Tag für Tag?
Weißt du, wem du gerade alle Knöpfe drückst? Hast du eine Ahnung? Weißt du, wer gerade nur dein Kostüm und deine Maske, jedoch nicht dein wundervolles Wesen sehen kann?
Nutze diesen Tag. Erkenne, dass du tagtäglich in ein Kostüm und unter eine Maske schlüpfst. Das du dich verstellst. Für einen anderen. Nur so zum Spaß. Auch wenn das Ego knurrt: Deine Seele hat dabei jede Menge Freude.
Happy Halloween,
Deine Margret
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Miriam (Donnerstag, 31 Oktober 2019 12:05)
Liebe Margret,
ich wollte mich als kind immer gerne als prinzessin verkleiden. zum leidwesen meiner mutter. sie fand die "flickenliesl" und einen "zauberer" sehr viel lustiger und so gibt es kinderfotos, auf denen ich recht unglücklich in die kamera blicke. ich wollte SCHÖN und BEZAUBERND sein, mit schmuck behangen, mit lippenstift bemalt und einfach nur GLÄNZEN.
ich habe mich dann doch irgendwann durchgesetzt und bekam mein ersehntes, selbstgeschneidertes prinzessinnen-kostüm, inklusiver krone, lippenstift & lidschatten.
ich liebe dieses foto aus dieser kinderzeit.
ich schwebte dahin, hand in hand mit meiner jüngeren schwester, diese als Rotkäppchen verkleidet und glaubte mit meinen 6 jahren, dass mich jeder mensch ansieht, weil ich sooo schön war (...schmunzel).
heute, vier jahrzehnte später mag ich mich nicht mehr verkleiden (ich mag den fasching/karneval nicht besonders).
vielleicht weil ich mir echtheit wünsche, genug von der maskerade habe, mich in keinem kostüm wirklich wohl fühle. keine lust mehr auf "verstellen", auch nicht mehr zum spaß.
vielleicht kommt der spaß beim verkleiden automatisch wieder, wenn keine "gefahr" mehr besteht, mich in einer "rolle" zu verlieren.
egal ob prinzessin oder flickenliesl, ich glaube, dass ich im grunde beides bin und das fühlt sich gut an.
wünsche dir einen schönen tag, liebe Margret,
deine Miriam